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Städtereisen Schwerin

Das Schloss fasziniert viele mehr als Neuschwanstein

Perfekt proportioniert thront das Schweriner Schloss auf seiner Insel, im See spiegeln sich die Märchentürme. Wasser macht auch sonst den Zauber der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern aus – sie ist perfekt für einen Kurzurlaub.
Mecklenburg-Vorpommern: Früher residierten im Schloss in Schwerin Mecklenburgs Herzöge Mecklenburg-Vorpommern: Früher residierten im Schloss in Schwerin Mecklenburgs Herzöge
Wahrzeichen am Wasser: Früher residierten im Schweriner Schloss Mecklenburgs Herzöge
Quelle: Getty Images/Westend61

„Das Schloss, unwirklich wie aus flüchtigen Träumen entstanden, schien auf dem Wasser zu schweben“, schwärmte 1892 der britische Seefahrer Sir Henry Montague Doughty, als er Schwerin besuchte. So wie ihm geht es vielen Weitgereisten: Sie halten das Wahrzeichen der ältesten Stadt Mecklenburg-Vorpommerns für das schönste Schloss überhaupt, authentischer und beeindruckender als beispielsweise das sensationsheischende Neuschwanstein.

Perfekt proportioniert thront die prachtvolle Herzogsresidenz (seit 1990 Sitz des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern) auf ihrer Insel, umgeben vom Schweriner See, einem der größten Deutschlands, und dem Burgsee. Im Wasser spiegeln sich die Märchentürme ebenso wie die exotischen Baumriesen des Burggartens, im Herbst in vielen Farben.

Das fließende Element macht den Zauber der einstigen Residenz- und heutigen Landeshauptstadt aus. „Wir haben zwölf Seen und einen Teich, rund 30 Prozent des Stadtgebiets bestehen aus Wasser“, sagt Gästeführerin Anja Engelmann. „Hier hat man ein Bootshaus statt eines Schrebergartens.“

Die Bahn fährt direkt in die erste Sehenswürdigkeit

Obwohl es an Wasserwegen liegt, ist Schwerin bereits seit 1847 per Bahn erreichbar. Auf Wunsch des Großherzogs wurde die Residenz mit Hamburg und Berlin verbunden, heute rauscht man von beiden Städten ohne Umsteigen schnell hin.

Auch von Süddeutschland gibt es Direktzüge. Der ICE Richtung Rostock etwa fährt ab Karlsruhe über Heidelberg, Frankfurt, Gießen und Hannover prompt in die erste Sehenswürdigkeit hinein: Der prächtige Hauptbahnhof aus dem 19. Jahrhundert ist Teil von Schwerins Unesco-Bewerbung.

Hauptbahnhof Schwerin mit neuer Fassade
Nach einer umfassenden Sanierung wurde der Schweriner Hauptbahnhof im Dezember 2016 wiedereröffnet
Quelle: pa/Jens Büttner

Sein Fürstenzimmer-Ensemble, erbaut 1889 anlässlich eines Besuchs von Kaiser Wilhelm II., kann bei Veranstaltungen besichtigt werden. Am Pfaffenteich entlang schlendert man in zehn Minuten zur Altstadt, in weiteren zehn Minuten ist man auf der Schlossinsel.

Verborgene Schätze in der Schelfstadt

Zu Fuß lässt sich Schwerin am besten erkunden, weshalb die Tourist-Info eine Palette an lohnenswerten Führungen als Stadtspaziergänge anbietet. Bei der Tour „Hinters Haus geschaut“ etwa entdeckt man verborgene Schätze in der Schelfstadt, ein bezauberndes Viertel zwischen Altstadt, Pfaffenteich und Ziegelsee. Wer seinen Radius erweitern will, mietet ein Fahrrad oder Paddelboot. Dieses Jahr wollen einige Bootsverleihe bei gutem Wetter länger offen bleiben als üblich.

Spaziergang am Schweriner See mit Blick auf das Schloss

Ein Muss ist das „schwebende“ Schloss, von allen Seiten. Empfehlenswert ist die Burggartenführung. Ansonsten: Lassen Sie sich einfach treiben! Spazieren Sie am Wasser entlang und durch die Altstadt, wo man charmante Läden entdeckt.

Etwa das Kontor, ein Kunstkaufhaus in Schwerins ältestem Haus (anno 1572), hier kann man Silberschmiedinnen über die Schulter schauen. Unter den ausgestellten Werken regionaler Künstler, oft inspiriert von den Seen Mecklenburgs oder der Küste Vorpommerns, findet man auch kleine Mitbringsel.

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Bei einer Herbstwanderung am Schweriner See entlang erstrahlen die Bäume in den Farben des Indian Summer. Den Ufer-Spaziergang auf dem Franzosenweg nennt Stadtführerin Anja Engelmann „die schönsten 3700 Meter der Welt“, immer wieder öffnen sich neue Blicke auf das Schloss. Wie fotogen es ist, beweisen auch die rund 30.000 #schwerinerschloss-Einträge auf Instagram.

Mecklenburg-Vorpommern: Im Burggarten am Schloss Schwerin wandeln Spaziergänger an Siegesgöttinnen vorbei
Im Burggarten am Schloss Schwerin wandeln Spaziergänger an Siegesgöttinnen vorbei
Quelle: pa/imageBROKER/Lothar Steiner

Vorbei an reetgedeckten Bootshäuschen und Einkehrmöglichkeiten wie dem „Ruderhaus“ oder dem „Schlossbucht Café“, beide mit Aussicht auf das Wahrzeichen im Wasser, geht es weiter nach Zippendorf, das mit seiner Bäderarchitektur und dem breiten Strand an einen Ostseeort erinnert.

Wer dem Ufer noch weiter folgen will, mietet sich am besten ein Fahrrad. Das jahrhundertealte Fischerdorf Muess, das erst 1936 eingemeindet wurde, ist heute ein Freilichtmuseum. In der Wintersaison ist es geschlossen, aber man hat vom oberen Weg einen schönen Blick auf die Dorfidylle.

Quelle: Infografik WELT

Oder man radelt vom Schloss in die andere Richtung durch die Wälder am Westufer des Schweriner Sees entlang bis nach Lübstorf. Nach einer Stunde erreicht man Schloss Wiligrad, das kaum einer kennt. Das Innere kann man nicht besichtigen, doch das ungewöhnliche Ensemble aus dem 19. Jahrhundert und der riesige Schlosspark am See sind immer sehenswert.

Essen und trinken

Schwerins Gastro-Szene bietet viel Tradition und reichlich Fisch, wie es sich für eine Wasserstadt gehört. Der höfischen Lust auf edle Tropfen kann man etwa im „Wöhler“ und im „Uhle“ nachspüren, die beiden Weinhäuser aus dem 18. Jahrhundert bieten Hunderte Sorten.

Weinhaus Wöhler in Schwerin
Im historischen Weinhaus "Wöhler" kann man edle Tropfen kosten
Quelle: pa/ZB/Jens Büttner

Im Bistro „La Bouche“ bekommt man französische Fischsuppe und Austern, im Gasthof „Zur guten Quelle“, wo schon der Dichter Fritz Reuter speiste, Matjesfilet und Schweriner Bratwürste. Neu ist der Imbiss „De Fischjung“ mit Küstendöner (Räucherlachs im Fladenbrot). Vom „Pier7“ direkt am Anleger der Weißen Flotte hat man bei Kabeljau im Kartoffelmantel oder Bio-Burger einen famosen Schlossblick, durch die Panoramafenster oder von der beheizten Terrasse.

Hotels für romantische und royale Nächte

Auch im „Speicher am Ziegelsee“ speist man sehr gut – und schläft hervorragend, wenn man wieder über Nacht bleiben darf (Doppelzimmer ab 114 Euro, speicher-hotel.com). Er liegt an der Promenade in einem denkmalgeschützten Backsteinbau und ist das erste klimapositive Hotel der Region, gleicht also mehr CO2 aus, als es produziert. Mutige springen zwischen den Saunagängen vom hoteleigenen Steg in den See, Frostbeulen und Romantiker können aber auch einfach den spiegelnden Sonnenuntergang betrachten.

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Wer lieber royal nächtigt, bucht im „Niederländischen Hof“ am Pfaffenteich (Doppelzimmer ab 119 Euro, niederlaendischer-hof.de). Das Hotel erhielt seinen Namen 1901 anlässlich der Hochzeit des Herzogs Heinrich zu Mecklenburg mit der niederländischen Königin Wilhelmina. Das aktuelle holländische Königspaar hat hier zwar noch nicht genächtigt, dafür 2010 aber das dänische Kronprinzenpaar Frederik und Mary.

Auskunft: schwerin.de

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Quelle: WELT

Dieser Text ist aus der WELT AM SONNTAG. Wir liefern sie Ihnen gerne regelmäßig nach Hause.

Welt am Sonntag vom 1. November 2020
Quelle: WELT AM SONNTAG

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